Was machst du eigentlich Silvester? Völlig egal, denn am Ende läuft es sowieso auf mehr oder weniger das hier raus:
Beißende Farben kämpfen um die Vorherrschaft; pinker Himmel hinter rostroten Bäumen. Die Sonne bäumt sich ein letztes Mal auf bevor die Welt ins Dunkle fällt, erschöpft vom Tag, ermattet von diesem Übergang, dem anstrengendsten des Jahres. Alles ist in schwarz getaucht, so schnell, und die Läden sind noch offen, es mag nicht recht zusammen passen. …
Einen Hirschkussflachmann durch die Nacht getragen, an einem Froschkind vorbei und an Schnecken mit Schwammhäusern und Mephisto und alles auch in winzig klein und früher war mehr Kunst, die Chemiestudentin von Freundeskreis die nicht mehr wusste wo sie hergekommen war und überall und nirgends zu trinken beim Sonnenuhrengarten, der schönste Blick über die Stadt zum …
Peinlich genau wischt er mit einer Serviette die Bierbank ab, auf der jemand seine Maß ausgekippt hat, „brauchst noch Sagrotan“, höhnt es gegenüber; das Zelt schwappt über mit Euphorie, alles ist bierfeucht und selig auf diesem klebrigsten aller Feste, für das ich mich herausputze wie für einen Ball, mit Zopf und Ohrringen, um dann Remouladensauce …
Endspurt. Danke, schönster Sommer, danke für diese endlosen, unwirklichen Tage, aber langsam müssen wir loslassen. Sommerschlussverkauf und der längste Tag des Jahres sind die ersten Anzeichen für die Endlichkeit des Sommers; sie sind noch verschmerzbar, es gibt eine Gnadenfrist, er ist noch nicht vorbei. Der Wiesnaufbau rückt das Ende schon näher. Und jetzt, wo Kürbisse …
Das Gras ist schon gelb, ausgedörrt von der Sonne. Aber das macht sie nur hinreißender, betont die smaragdgrüne Farbe, die ihr Strom jetzt hat. Von drüben auf der Insel, wo sich hinter Büschen ein verschämtes Grillwölkchen in die Luft schraubt, schallt elektronische Musik ans Ufer. Ein Schlauchboot fährt vorbei, eine Mutter hält ihr glucksendes Baby …
Der Sommer ist in der Stadt und alles andere ist egal, der Wetterbericht ist Schlagzeile und fremde Leute lächeln sich an. Wenn es endlich richtig heiß wird drehen alle durch, als wäre der Wettergott ein DJ, der zu der besten Stelle des Songs kommt und alle johlend über die Tanzfläche hüpfen lässt; alle auf Vitamin …
Wenn die Heimat sich noch fremd anfühlt, hilft nur eines: sich kopfüber hineinzustürzen. Für dieses 15-Punkte-Programm braucht es nicht mehr als 36 Stunden, 36 Grad und eine gute Kondition. Und schon ist München wieder liebenswert.
Es ist nichtmal kälter als in Lissabon, wo ich im Morgengrauen aufgebrochen bin, wo ein weiterer goldener Sonnentag die Stadt gerade weckte, während das Taxi durch noch leere Straßen raste.
„Die kleine Wiesn“ nennt sich das Frühlingsfest. Es versucht, vom Glanz der großen Schwester zu profitieren, und das gelingt immer besser. Trotzdem gibt es wiesnliebende Münchner, die im Frühjahr einen großen Bogen ums Festgelände machen. Warum eigentlich? Wie viel Wiesn steckt im Frühlingsfest? Ein Spaziergang.