Ich habe die Nacht zum Tag gemacht, dem Morgen beim Grauen zugesehen und gewartet, bis die Zigarette heruntergebrannt sein würde und die nächste und der Song vorbei und die Wolken heller, habe mir von schwarzweißen Rossiowellen den Kopf verdehen lassen und Orte aus anderen Zeiten wiedergefunden.
Ich bin zum Rauschen des Tejos gerannt bis ich das Dröhnen unter der Brücke spüren konnte, ich habe Blasen verklebt und bin nie müde geworden und bin die Hügel hinauf und hinunter gelaufen, habe mir die Zehen am Kopfsteinpflaster gestoßen und bin in der Wiese des Parks eingeschlafen, den Laptop unterm Kopf.
Ich habe den Geruch von warmem Brot in den Straßen gerochen und den von Urin in verwinkelten Gassen und überall den von sonnensatten Blüten, und morgens war der Weg nach Hause, immer, und immer dann haben wir die Pasteleria zu dem Brotgeruch nicht gefunden, stattdessen Sonnenaufgänge; ich habe meine sommerwarme Haut im Atlantik gekühlt, meine Haare im Wind getrocknet und einmal erlebt, dass die Sonnenbrillenverkäufer mir Regenschirme entgegenstreckten.
Ich habe Tabem auf hundert Arten falsch gesagt und in manchen Momenten das richtige, ich habe den Kopf geschüttelt zu den Drogendealern und gelächelt zu den Komplimentemachern und bin Freunden um den Hals gefallen und manchmal Fremden. Ich bin falsch abgebogen und habe Schönes gefunden, ich habe mich verirrt und verwirrt und jeder Umweg hatte Sinn, und ich habe den Trick mit dem Schlüssel verstanden, sanfter Druck nach oben.
Ich bin aufgewacht vom Staubsaugen über mir, Randalieren und Lachen neben mir und von klingelnden Menschen, von Menschen, die ich nie gesehen hatte oder von zerstörten Vertrauten, die den Trick nicht mehr hinbekamen; nachts oder mittags und die Uhr war egal und es zählte nur wer hier war, und wenn die Türen zu waren schliefen die anderen; in einer Gegend, die übersetzt Freude heißt. Ich habe Geschichten gehört, kleine Geschichten, bewegende Geschichten, Familiengeschichten, ich habe besser verstanden und wusste weniger.
Ich habe Wehmut weggespült, eine letzte Woche lang, ohne Erfolg; ich habe die Reste von zuckrigen Drinks in Plastikbechern von meinem Tisch geräumt und die verbliebenen Blüten von den Jacarandas taumeln sehen, lila Konfetti überall, den Müll rausgetragen und meinen Koffer mit Sardinenpaste ausgekleidet.
Was ich mitnehme:
Eine zerschlissene Spielkarte, die ich auf der Straße gefunden habe, die Königin
Neun Dosen Sardinenpaste, die mir neun Tage reichen werden
Einen Sardinenschlüsselanhänger aus Stoff, wie ich ihn schon mal mitgenommen hatte, Haltbarkeitsdatum siehe Paste
Ein paar neue Klamotten, für die es selten warm genug sein wird
Etwas von dem Waschmittel, das wir benutzt haben, nach dem mein Bett riecht und die Wohnung und die Erinnerung.
Kommentare
Liebe Laura,
ich bin schwer beeindruckt von Deiner Seite.
LG Torsten
des Beitrages
Danke, Torsten!
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