München-Kater überwinden: Eine Anleitung

Wenn die Heimat sich noch fremd anfühlt, hilft nur eines: sich kopfüber hineinzustürzen. Für dieses 15-Punkte-Programm braucht es nicht mehr als 36 Stunden, 36 Grad und eine gute Kondition. Und schon ist München wieder liebenswert.

1. Sich nicht entscheiden können ob es Filmfest, Tollwood oder doch Kulturstrand sein darf. Sich über die Auswahl freuen und stattdessen alle üblichen Lieblingsdurstlöschstationen an einem Abend besuchen. Mit Lieblingsmenschen.

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2. Am nächsten Morgen aufwachen und feststellen, dass man verdammt viele Lieblingsdurstlöschstationen hat. Im Idealfall auch feststellen, dass noch alle Gliedmaßen dran sind und das Fahrrad wieder vor der Tür steht.

3. Rausfahren. Klingt so, als hätte das nichts mit München zu tun. Aber Münchner lieben an München, dass man schnell raus aus der Stadt kommt. Berge. Seen.

4. Zum ersten Mal an einem Samstag relativ einsam auf einem Hausberg sein. Bei gefühlten 40 Grad in der Mittagshitze. Sich freuen, dass man Hitze gerade gut verträgt.

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5. In den eiskalten Tegernsee springen und lauwarmen Nudelsalat essen.

6. Auf der Heimfahrt im Rückspiegel einem Lieblingsmenschen beim Schlafen zuschauen, der in der Nacht zuvor alle Lieblingsdurstlöschstationen mit abgeklappert hat.

7. Abends einen Geburtstag feiern – in einer Bar, die sich nicht drum schert, dass die Gäste weit nach Mitternacht mit Drinks auf der Terrasse sitzen. Doch, wirklich. In München.

8. Beschließen, den Geburtstag weiterzufeiern, auch wenn das Geburtstagskind Richtung Bett taumelt. Sich beim Rauchen vor der Absturzkneipe wundern, warum der Himmel schon wieder so blau ist.

9. Beschließen, dass man noch tanzen möchte, bevor die Sonne aufgeht. Räder schiebend durch die heiße Nacht stolpern. Unterwegs Hunger bekommen und das Lamm’s vermissen und die alten Zeiten, in denen man sich ständig so durch die Nacht hat treiben lassen.

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10. Club 1 geschlossen vorfinden, in Club 2 nur mit viel Betteln zum letzten Song noch reingehen dürfen. Feststellen, dass Tanzen verdammt viel Spaß macht und auf wundersame Weise in der Milchbar landen. Die Milchbar irgendwie gut finden.

11. Überlegen, ob man vielleicht erwachsen sein sollte und nach Hause gehen. Verwerfen. Weit nach Sonnenaufgang – verpasst – die Milchbar nicht mehr ertragen, weil Tanzen nicht so gut gegen Hitze hilft und Eiswürfel essen auch nicht lang.

12. Schreiend durch den Stachusbrunnen laufen. Fast-Food-Frühstück besorgen und am Brunnen picknicken, mit einem russischen angeblich-Multimillionär und einem nigerianischen Fußballspieler.

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13. Es schaffen, trotz laut klapperndem, weil sich lösendem Sandalenabsatz, triefnass und mit Waschbär-Makeup würdevoll im gut besuchten McDonalds die Toiletten zu suchen. Oder zumindest glauben, dass es ein würdevoller Auftritt war.

14. Feststellen, dass das McDonalds immer noch Bier verkauft. Und immer noch das ekelhafteste.

15. Dem Rest der Stadt beim Wach werden zuschauen, mittags auf der Pinakothekenwiese im Schatten der Kastanien einschlafen. Nirgendwo anders sein wollen.

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