Es gibt Tage, die sich jedem „Carpe Diem“ verweigern. Die Nichttage. Was an ihnen passiert, verrät schon ihr Name, nämlich: Nichts.
Der Sommer ist in der Stadt und alles andere ist egal, der Wetterbericht ist Schlagzeile und fremde Leute lächeln sich an. Wenn es endlich richtig heiß wird drehen alle durch, als wäre der Wettergott ein DJ, der zu der besten Stelle des Songs kommt und alle johlend über die Tanzfläche hüpfen lässt; alle auf Vitamin …
Wenn die Heimat sich noch fremd anfühlt, hilft nur eines: sich kopfüber hineinzustürzen. Für dieses 15-Punkte-Programm braucht es nicht mehr als 36 Stunden, 36 Grad und eine gute Kondition. Und schon ist München wieder liebenswert.
Es ist nichtmal kälter als in Lissabon, wo ich im Morgengrauen aufgebrochen bin, wo ein weiterer goldener Sonnentag die Stadt gerade weckte, während das Taxi durch noch leere Straßen raste.
Ich habe die Nacht zum Tag gemacht, dem Morgen beim Grauen zugesehen und gewartet, bis die Zigarette heruntergebrannt sein würde und die nächste und der Song vorbei und die Wolken heller, habe mir von schwarzweißen Rossiowellen den Kopf verdehen lassen und Orte aus anderen Zeiten wiedergefunden.
„Die kleine Wiesn“ nennt sich das Frühlingsfest. Es versucht, vom Glanz der großen Schwester zu profitieren, und das gelingt immer besser. Trotzdem gibt es wiesnliebende Münchner, die im Frühjahr einen großen Bogen ums Festgelände machen. Warum eigentlich? Wie viel Wiesn steckt im Frühlingsfest? Ein Spaziergang.